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Brücken bauen

Aus: “Die unsichtbaren Städte” von Italo Calvino

Marco Polo beschreibt eine Brücke, Stein für Stein.

"Aber welcher ist der Stein, der die Brücke stützt? " fragt Kublai Kan.

"Die Brücke wird nicht von diesem oder jenem Stein getragen, sondern 

durch die Linie des Bogens, den sie bilden” antwortet Marco Polo.

Kublai Kan schweigt und überlegt, dann fügt er hinzu: 

"Warum sprichst du von Steinen? Wichtig ist allein der Bogen."

Polo antwortet:  "Ohne Steine gibt es keinen Bogen."

Die Idee einer Brücke geht meist von der Notwendigkeit aus, zwei Ufer zu verbinden, die aber nicht so weit auseinander liegen, dass man über sie hinweg nicht kommunizieren könnte.

Dieser Idee ist das Projekt Tabo (*2) zu verdanken, das im Jahr 2000 geboren wurde und bis heute zusammen mit dem Projekt Nepal Reconstruction*(3) läuft.

Die Kommunikation zwischen den beiden Ufern Europa und Indien erfolgt, dank einer idealen "Brücke" aus "fliegenden Heften", die es jungen Menschen aus Südtirol und Indern tibetischer Herkunft erlaubt, miteinander zu kommunizieren.

Das Projekt “Nepal Reconstruction” entstand aus einer schweren Notlage im Zusammenhang mit dem Erdbeben vom 25. April 2015 und verwandelte eine kleine Gruppe von 6 Bergsteigern und Reisenden zu Förderern von Projekten, die den Menschen im Tal der Langtang (Nepal) helfen.

Tabo-Projekt

2000-2018

 

Die "fliegenden Hefte" sind die Steine, die die Brücke zwischen den Schülern der Serkong-Schule in Tabo* (1) und den deutschen und italienischen Jugendlichen aus den Schulen in Südtirol bilden, die im Laufe der Jahre an dem Projekt teilgenommen haben. Mit kurzen Geschichten erzählten sie über die Jahre hinweg von Fragen und Antworten ihrer eigenen Welt, von Bräuchen, Essen, Rezepten und der Architektur ihrer Schulen, kurz von allem, was zunächst in kleinen fliegenden Heften festgehalten werden konnte, später dann in größeren Heften, aber stets dazu geeignet, in meiner Tasche als "fliegender Lehrer"  mitgeführt zu werden, wenn ich auf den unwegsamen Straßen des "Spiti" mitten im Himalaya unterwegs war.

 

In achtzehn Jahren sind diese fliegenden Hefte mit den Schriften und Ideen junger Studenten aus verschiedenen Kulturen, Sprachen und Religionen von einem Kontinent zum anderen geflogen.

 

Die Zeichnungen, Bilder und Worte dieser "fliegenden Notizbücher" haben sich nach und nach zu einer idealen Brücke für Träume und gegenseitiger Neugierde zusammengeflochten. 

Das Tabo-Projekt, gefördert durch das Meraner "Centro Studi Tibetani Mandala Deua Ling" (web.tiscali.it) wurde seit dem Jahr 2000 entwickelt, mit der wertvollen anfänglichen Unterstützung der Provinz Bozen und all den darauf folgenden großzügigen Spenden.

Dank dieser Beiträge war es möglich, 2001-2002 ein Jungenwohnheim (boys hostel) zu bauen, die einen Teil der mehr als 330 Kinder aus dem

Dörfern im ganzen Tal beherbergt. Anschließend, mit dem Erlös einiger

Initiativen des Zentrums für Tibetische Studien in Zusammenarbeit mit der italienischen und deutschen Sprachschule in Bozen sowie mit den Beiträgen einiger lokaler Firmen und persönlichen Spenden war es möglich, kleine jährliche Projekte zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Serkong Primary School zu verwirklichen.

Seit 18 Jahren können die Schüler der Schulen von Bozen und Spiti

durch die "fliegenden Hefte" des Projekts "Eine Schule auf dem Dach der Welt".

des Vereins Mandala-Deualing miteinander kommunizieren. 

Dank des Beitrags der Südtiroler Sparkasse von Bozen wurden außerdem 144 Schulbänke sowie Stühle und Tische für die Kantine angeschafft.

Das Mandala Deualing Tibetan Study Centre hat auch ein Fernpatenschaftsprojekt mit 15 Schülern der Serkong-Schule unterstützt.

In den letzten Jahren hat eine kleine Gruppe von ehrenamtlichen Zahnärzten und Zahntechnikern die Schule Serkong besucht und Behandlungen durchgeführt. 

Mit Hilfe von freigiebigen Ärzten und Freunden wurde eine kleine Zahnarztpraxis in der Krankenstation der Schule eingerichtet.

Zurzeit wird ein großer Spielplatz fertiggestellt, und zwar dank der großzügigen Spende der Firma Rotho Blaas, der Landesfachschule für Sozialberufe Hannah Arendt und von Gönnern des Tabo-Projektes.

Die Schulen, die an dem Projekt “die fliegenden Heften" teilnahmen, waren

die Manzoni-Grundschule, die Gandhi-Grundschule von Leifers, das

Gymnasium Walther von der Vogelweide von Bozen sowie die Serkong-Grundschule von Tabo.

Es entsprach einem starken Wunsch des Dalai Lama, all diesen jungen Menschen  aus den hochgelegenen Dörfern des Tals eine Ausbildung geben zu können und  auf diese Weise auch die tibetische und buddhistische Kultur dieser Orte erhalten zu können.

Die Serkong-Grundschule, an der 1999 ebenfalls mit dem Beitrag der Provinz Bozen zunächst 30 Studenten teilnahmen, betreut heute mehr als 300 Schüler.

Alle Lehrpläne ab dem angegliederten Kindergarten sehen drei Unterrichtssprachen (Englisch, Hindi und Tibetisch) mit drei völlig unterschiedlichen Alphabeten vor.

 

*(1) Tabo ist ein kleines Dorf im Spiti-Tal im Himalaya-Gebiet des Norden Indiens, mit einem bedeutenden Kloster (*), das auf 3.300 Metern Höhe liegt. In dieser abgelegenen indischen Region leben seit jeher indische und tibetische Bevölkerungsgruppen zusammen.

Während der Wintersaison ist das Spiti-Tal völlig isoliert vom Rest der Welt, da

die Pässe Rothang (3.900 m) und Kunzum (4.200 m) unpassierbar sind.

Die Wirtschaft des Tals basiert fast ausschließlich auf Landwirtschaft,

die allerdings klimabedingt nur eine Ernte pro Jahr bringt. 

(*1) Der Tibetologe Tucci entdeckt das bedeutende Kloster von Tabo.

Die Königliche Akademie von Italien verlieh Tucci das Ehreprädikat "für besondere Studien“, deren Ziel es war, in der Zeit zwischen anfangs Juni und Ende Dezember des Jahres1935 die wenig erforschte tibetische Region in Tibet rund um den heiligen Berg Kaylash und den Manasarovar-See zu erkunden. Schon im Juni/Oktober 1933 war es Tucci und Hauptmann Eugenio Ghersi gelungen,

die Gebiete von Lahul und Spiti zu erkunden, die heute zwei Distrikte des indischen Bundesstaats Himachal Pradesh bilden und deren Einwohner bereits damals zum Teil der hinduistischen und zum Teil der buddhistischen Volksgruppe angehörten.

Projekt "NEPAL RECONSTRUCTION

April 2015/ Dezember 2020

 

Nach den Ereignissen, die das Erdbeben vom 25. April 2015 in Nepal nach sich zog, wurde in Bozen die Initiative "Nepal Reconstruction" gestartet.

Das Ziel dieser Initiative war es, durch das Sammeln von Spenden sowie durch Fotoausstellungen und Informationsgesprächen den Wiederaufbau mit entsprechenden Dienstleistungen im Langtang-Tal zu fördern.

 

Das Projekt wurde von sechs Bergsteigern und Reisenden mitgetragen, die dazu 70 Fotographien auswählten, die sie auf ihren Reisen über einen Zeitraum von 30 Jahren aufgenommen hatten.

Zwischen März 2016 und Herbst 2018 wurden zehn Fotoausstellungen in Trentino-Südtirol organisiert.

Die Erdbeben vom 25. April und 12. Mai mit Stärken bis zu 7,8 Grad auf der

Richterskala betrafen ein Viertel der Gesamtfläche des Landes und veränderte das Leben von etwa 4 Millionen Menschen. 2,5 Millionen erlitten Schäden an ihren Häusern und 9.000 verloren ihr Leben.

Die Initiative “Nepal reconstruction" hat das Langtang-Tal als Gebiet  auserwählt, in  dem die gesammelten Gelder verwendet werden sollen. Das Tal befindet sich 140 km nördlich von Kathmandu innerhalb des riesigen Langtang-Nationalparks, dem ersten im Himalaya, der 1976 gegründet wurde und in dessen Einzugsgebiet seit 600 Jahren die tibetischstämmige Langtang-Pa-Volksgruppe lebt. 

Das gesamte Tal wurde zerstört, erst durch die Auswirkungen der beiden Erdbeben, danach durch gigantische Lawinenabgänge, ausgelöst durch die Erschütterung des Gletschers des talüberragenden Bergmassivs des 7254 m hohen Langtang Lirung, und schließlich durch einen zusätzlichen Sturm, der durch die große Masse der sich bewegenden Lawinen verursacht wurde. 180 Opfer unter den Einwohnern des Tals sowie 150 Touristen verloren ihr Leben. Die 116 überlebenden Familien wurden per Luftbrücke in die Stadt Kathmandu evakuiert.

Um die notwendigen Projekte anzugehen, suchten wir nach einer ortsansässigen Familie, die ein Bezugspunkt und ein Garant für die Finanzierungvorgänge sein konnte.

Wir lernten die Familie von Pasang Bhutti kennen, mit der wir seither übereinstimmend bei der Planung und Realisierung der aufgeführten Projekte zusammenarbeiten.

 

Während unserer Aufenthalte in den Wintern 2017 und 2018 konnten wir

unsere Partner näher kennenlernen, mit denen wir die Finanzierung für die Umsetzung der Projekte direkt in die Hand genommen haben.

Besonderes Augenmerk legten wir dabei auf jene Arbeitsbereiche, die viel

Unterstützung benötigen, um wiederbelebt zu werden, besonders im Hinblick auf die lokale Landwirtschaftskultur und die traditionelle Yak-Zucht. 

 

Schließlich schenkten wir auch den sozialen Bedürfnissen, die durch die tiefgreifenden Veränderungen entstanden sind, besondere Aufmerksamkeit. 

Auswanderung und Einwanderung hatten nach dem Erdbeben stark zugenommen, was auch dazu führte, dass die Aufmerksamkeit und Fürsorge gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft erheblich nachließ.

FOLGENDE PROJEKTE SIND ABGESCHLOSSEN:

  • BAU EINES HAUSES IM DORF GUMPA FÜR

DIE FAMILIE VON KARCHJUNG

  • VERTEILUNG VON RUND 250 KG KLEIDUNG UND SCHUHEN IN DEN DÖRFERN DES LANGTANG-TALES

  • KAUF UND INSTALLATION VON DREI SOLARBETRIEBENEN BELEUCHTUNGSSYSTEMEN IM DORF LANGTANG

  • KAUF VON 21 SOLARBETRIEBENEN TASCHENLAMPEN, DIE AN YAK-HIRTEN GESPENDET WURDEN

  • FINANZIERUNG EINER BEINOPERATION UND REHABILITATION FÜR EINEN YAK-HIRTEN

  • BEITRAG ZUM BAU EINES HAUSES IN KIANGHIJNG FÜR DIE FAMILIE VON NIMA

  • KAUF VON GERÄTEN, WERKZEUG UND KLEIDUNG FÜR DIE PRODUKTION VON YAK-KÄSE AUF DEN ALMEN

  • KAUF VON 21 WEIBLICHEN ZOMO-YAKS, DIE ALS MUTTERKÜHE AN DIE 21 HIRTENFAMILIEN VERTEILT WURDEN

  • FINANZIERUNG UND BAUBEGINN EINES ZWEISTÖCKIGEN

HAUSES FÜR DIE FAMILIE VON PEMBA IM DORF KIANGHIJNG 

❖FINANZIERUNG DES BETREUUNGS-PROJEKTS, MIT DEM AB NOVEMBER 2019 46 ÄLTERE HIRTEN MIT 1500 KG FUTTER WÄHREND DER VIER WINTERMONATE VERSORGT WERDEN, SOWIE DIE DIREKTE UNTERSTÜTZUNG ÜBERS GANZE JAHR HINDURCH VON 12 ÄLTEREN MENSCHEN AUS DEM DORF KIANGJING, UNTER ANDEREM MIT BRENNHOLZ UND DER ZUBEREITUNG VON MAHLZEITEN DURCH EINEN KOCH.

Zukunftspläne

Yala Karka Molkerei 2021

 

Bau der höchstgelegenen Molkerei der Welt auf der zwischen 4700 und 5050 m hoch gelegenen Alm von Yala Karka, auf der die Yaks während der vier Sommermonate geweidet werden. 

Das Projekt sieht den Bau eines Gebäudes vor, in dem die Milch

zu Käse verarbeitet wird, der dann ins Dorf Kiangjing gebracht wird, sowie den Bau eines kleineren Zusatzgebäudes mit Küche und Schlafraum für die Senner und Hirten. 

 

 

Julè & Namastè

2019

Heute sind wir gewachsen, und obwohl wir uns der Bedeutung des langen und wichtigen gemeinsamen Weges mit dem Verein Mandala Deualing aus Meran bewusst sind, haben wir uns entschlossen, zusammen mit den Freunden von Nepal Reconstruction einen neuen Verein zu gründen, säkular und unabhängig, der sich ausschließlich dem Tabo-Projekt, dem Nepal Reconstruction

Wiederaufbauprojekt und auch allen zukünftigen Projekten im Himalaya-Gebiet widmet.

Der neue Verein namens Julè&Namastè*(1) wird sich verschiedener Hilfs- und Unterstützungsprojekte für die Bevölkerung in den Himalaya-Gebieten annehmen, vor allem in Indien und Nepal, aber nicht nur. *(2)

Natürlich wird das Tabo-Projekt mit den "fliegenden Heften", den Fernpatenschaften und der Unterstützung der Serkong Primary School weitergeführt, währenddessen auch unsere Freunde von Nepal Reconstruction weiterhin für den Wiederaufbau in Nepal tätig sein werden.

 

* (1) Julé: Grußwort aus den Tälern Spiti und Kinnaur.

Namastè: Nepalesischer Gruß, der den Geist anspricht, der in den Menschen wohnt.

 

*(2) auszugsweise zitiert aus der Vereinssatzung Art. 5: Ziele des Vereins sind:

a) Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung

des Himalaya-Gebietes, Aufbau direkter Beziehungen zu den lokalen Gemeinden, mit deren Zusammenarbeit all jene mit Hilfen und Mitteln jeder Art unterstützt und gefördert werden sollen, die mit ihrer Arbeit zum wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Fortschritt ihres Volkes beizutragen bemüht sind;

  

b) Förderung der Grund- und Sekundärschulbildung, des Aufbaus von Gesundheits- und Sozialdiensten sowie von sanitären Infrastrukturen und Selbsthilfeeinrichtungen;

 

c) Förderung von medizinischen Maßnahmen zur Vorbeugung, Behandlung und Schulung des vor Ort tätigen Personals;

 

d) Erforschung und Förderung von mehrjährigen Projekten, auch in Zusammenarbeit mit anderen sowohl lokalen als auch nationalen Vereinen, die den Zweck verfolgen, die Menschenrechte ethnischer, kultureller, sprachlicher und benachteiligter Gruppen zu schützen;

 

e) durch Verbreitung von Information und Dokumentation des verfügbaren Wissens zur Etablierung einer konkreten internationalen Solidarität mit den Himalajavölkern beitragen;

 

f) so viel wie möglich mit anderen Vereinen, Gruppen, Institutionen, sowohl privater als auch öffentlicher Natur, sowie mit den lokalen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, sofern sie ähnliche Ziele verfolgen und im Einklang mit der Geisteshaltung unseres Vereins sind;

 

g) zur Erreichung der angestrebten Ziele setzt sich der Verein für das

Sammeln von persönlichen und finanziellen Beiträgen ein, um die Realisierung von den von uns geplanten Projekten in der Himalaya-Region oder anderen Ländern zu ermöglichen. Nicht ausgeschlossen sind auch entsprechend zweckdienliche gewerbliche Tätigkeiten.

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